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Archita - (k)ein gottverlassener Ort

Wir alle wachen in unserem Schlafsack auf, wir Mädchen im zweiten Geschoss, die Jungs mit Ebbe über uns. Wo wir sind? Wir sind in Arkeden gelandet, in einem kleinen, man kann sagen verlassenen Dorf mitten in Siebenbürgen, in Rumänien. Am Abend zuvor hat uns Ebbe viel über diesen Ort, mit der traurigen Geschichte erzählt, den wir nur über diesen 12 Kilometer langen Schotterweg erreicht haben, die einzige Zufahrt.
Der Ort ist verlassen, und die Menschen die noch hier sind, haben zu kämpfen mit den Scherben, ihres Lebens. Alkohol, frühe Schwangerschaften, Armut, Arbeitslosigkeit, keine Hoffnung mehr. Auf den ersten Blick könnte man meinen, ein gottverlassener Ort. 
Aber nein, auch hier ist Jesus, das weiß ich, das wissen wir, denn wo ist Gott nicht, wenn er nicht bei den zerbrochenen, kranken und kaputten Menschen ist? Wenn er nicht auch genau hier ist, dann ist er nirgends, denke ich mir. Mir fällt ein, dass er nicht gekommen ist, um die Reichen und Schönen zu belohnen, nein, er ist für uns gekommen, die wir mitten im Leben stehen, zerbrochen, hifllos, und willig sind ihn zu suchen.


Jesus antwortete ihnen: "Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen um Sünder zur Umkehr von ihren Sünden zu rufen, und nicht, um meine Zeit mit denen zu verbringen, die sich schon für gut genug halten." Lukas 5,31-32

Eine Zahl von Menschen versucht in diesem Dorf die alte evangelische Kirche und das dazuhörige Pfarrhaus wieder aufzubauen, und den Menschen in diesem Ort ein Licht zu sein. Die alte Kirche haben wir in der Nacht zuvor angeschaut, nachdem wir den alten Kirchturm mit diesen vielen schrägen und quietschenden Treppen bestiegen, man könnte sagen, fast hochgeklettert sind. Von dort oben konnte man das ganze Dorf sehen, das vom Mond beschienen war.
Im dazugehörigen Pfarrhaus, dessen Räume ihre ganz eigene Geschichte erzählen, kochen wir uns dann am nächsten Morgen in der spärlich eingerichteten Küche unseren Kaffee, und später auch unser Mittagessen. Die alten Fenster werden dabei in dem eiskalten Raum vom Wasserdampf beschlagen.

& dann kann ich nicht anders,  als mit meinen steifen kalten Finger, die zarten Buchstaben unseres Retters an die Scheibe zu schreiben. Jesus


Er ist in all diesem Chaos, in der Kälte, in diesem kaputten Haus, in all diesen kaputten Häusern, kaputten Menschen, kaputten Herzen.
Es ist so, als bräuchte ich in diesem Moment diese fünf Buchstaben, um mich daran zu erinnern, dass unser geliebter Herr auch Herr dieses Ortes ist. So schreibe ich die fünf Buchstaben an die Scheibe: Jesus.

Zu überwältigend sind die Eindrücke, die ich hier sammele, diese Verlassenheit, der Zerbruch. Man sieht es  in den Augen mancher Menschen, oder der Zerfall der verschiedenen Häuser und Höfe. Es fällt mir schwer damit umzugehen, und ich bin hin und her gerissen, wie ich all dieses Leid verarbeiten soll.




Dann fällt mir eine Predigt ein, die ich neulich gehört habe. Ich erinnere mich an die Worte, und die Aufforderung, sich selbst zu opfern, und selbst den eigenen Becher auszugießen, um Gottes Wort zu erfüllen. Indem ich dahin strebe, selbst keine vollen Eimer, Becher und Bucketlisten zu besitzen, soll es mein Ziel sein, mich selbst und Christus in mir auszuschütten und andere Menschen berühren. Stellen wir uns einen Becher vor, und überlegen wir, wie dieser gefüllt werden kann, wird uns bewusst, dass er selbst nur voll werden kann, wenn er davor ausgeschüttet wird.

 Ich muss mich also selbst ausschütten, selbst alles von mir weitergeben und teilen, damit ich erfüllt werden kann.


An diesem Ort, und vielen anderen Plätzen der Welt kann ich das nicht. ich kann die Wohnsituation, all das Leid und die Armut nicht verändern, aber ich selbst, kann den Schatz den ich in mir trage, an andere weitergeben und die Fackel die in mir brennt, nicht ausgehen lassen. Indem ich meine Hände wie ein Kreuz ausstrecke und andere beühren, kann ich seine Liebe und Herrlichkeit verbreiten
Wir tragen ein so wertvolles Geschenk in uns, wenn wir Jesus in uns haben. Wir können damit dazu beitragen, dass zerbrochene Herzen wieder heilen können und dass Menschen eine Chance auf die Ewigkeit haben. Dieses Geschenk dass wir weitergeben können, ist nicht ortsgebunden, nicht materiellen Ursprungs, denn es ist Jesus in mir. Und Jesus in dir. Ich möchte versuchen mit meinem Leben ein Licht zu sein, denn mehr hab ich nicht, nicht hier in Rumänien und nicht zurück in Deutschland. Das ist alles was ich habe, und gleichzeitig auch alles was ich brauche.

Wie aber sollen Menschen zu Gott rufen, wenn sie nicht an ihn glauben? Wie sollen sie zum Glauben an ihn finden, wenn sie nie von ihm gehört haben? Und wie können sie von ihm hören, wenn ihnen niemand Gottes Botschaft verkündet? Römer 10,14

Mir wird bewusst, dass es genau diese fünf Buchstaben auf der kaputten Scheibe des Hauses sind, die die Lösung beinhalten. Jesus. Und weil er es ist, der als Christ in mir lebt, kann ich nicht anders, als auch die Menschen um mich, von ihm berühren zu lassen. Denn wenn ich es bin, die ihn in sich trägt, gebe ich in meiner Berührung mit meinen Menschen ihn weiter.


Den erwähnten Vortrag von Ann Voskamp findet ihr hier
Mehr Bilder vom Zwischenseminar findet ihr hier und dort.

Be blessed,
eure Sheila




















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